Antworten auf neue Anforderungen -
Ökumenetag Thüringen 2020

Der dritte Ökumenetag in Thüringen stand ganz im Zeichen der Veränderungen in den Kirchgemeinden. Die Coronapandemie hat alles anders gemacht. Vertreter verschiedener Konfessionen trafen sich in der Neuapostolischen Kirche in Erfurt, um sich über die bisherigen Erfahrungen auszutauschen. Alle sind am Lernen, mit der Situation umzugehen und die Gemeinden zukunftsfähig zu machen. Trotz vieler neuer Wege bleiben Fragen offen.

Kirchenrätin Charlotte Weber begrüßte als Vorsitzende der ACK Thüringen (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen) die Teilnehmer und setzte hier bereits Akzente in Form offener Fragen, die sich aus den Veränderungen im Gemeinde- oder im Gottesdienst(er)leben ergeben. Um die Hygieneanforderungen erfüllen zu können war die Teilnehmerzahl stark begrenzt.

Die anschließende Andacht betonte die Ausrichtung auf Christus als das Licht der Welt. Das eint die christlichen Konfessionen. Das gemeinsame Singen war nicht möglich. Deshalb übte Olaf Bindseil (NAK-Gemeinde Erfurt) das Lied: "Meine Hoffnung und meine Freude" in Gebärdensprache mit den Anwesenden ein. Das ökumenische Quartett begleitete den „Gemeindegesang“. Alle waren eingebunden und konnten schon eine erste Anregung mitnehmen. Die Fürbitten der Kirchenrätin und dem Apostel i.R. Rolf Wosnitzka bezogen alle Coronabetroffenen ein.

Es folgten drei Impulsvorträge:

Dr. Anne Rademacher - Leiterin Seelsorgeamt im Bistum Erfurt

Sie berichtete von ungeahnten Möglichkeiten, die sie auch als Anregungen und Leitfaden im Bistum Erfurt publizierte, „Alternativ“-Gottesdienste zuhause feiern zu können. Ihre praktischen Hinweise zur inhaltlichen Gestaltung und der Schaffung einer Gottesdienstatmosphäre, zur Einbeziehung der gesamten Familie, dem Zeitpunkt usw. wurden aufmerksam verfolgt.

Pfarrer Ramón Seliger, Weimar und zugleich Begründer der Online-Kirche

Er wurde seitens der EKD (Evangelische Kirche Deutschland) beauftragt, sich dem Thema "Online-Kirche" zu widmen, stellte diese vor und berichtete über erste Erfahrungen dieser „Erprobungskirche“. Das Thema hat an Bedeutung zugenommen, Dies unterstreicht auch eine konfessionsunabhängige Studie, wonach in Coronazeiten die Teilnehmerzahl an medialen Gottesdiensten um 287 % generationsübergreifend zugenommen hat. Zugleich ergeben sich aus dieser Arbeit viele weitere kirchenrechtliche und liturgische Fragen, die es noch zu beantworten gilt. Ihm liegt besonders eine interaktive Gottesdienstgestaltung am Herzen.

Bezirksevangelist im Kirchenbezirk Erfurt und Gemeindevorsteher Oberwillingen Heiko Born

Der NAK-Vertreter berichtete über die vielen Möglichkeiten, individuelle Seelsorge und Kirchenmusik unter Coronabedingungen zu praktizieren. Viele regionale und deutschlandweite Angebote wie Livestream-Gottesdienste, Andachten, Videobotschaften, Chorproben zum Mitmachen, neue Informationswege, Telefonseelsorge, virtuelle Chöre usw. wurden rege genutzt. Auch Gespräche am Gartenzaum oder bei einem Spaziergang können zur Seelsorge genutzt werden. 

In den anschließenden Workshops wurden diese Impulsvorträge und spannenden Gedanken eifrig besprochen. Hier beteiligte sich auch Apostel i.R. Volker Kühnle, Leiter der AG KKR (Arbeitsgruppe Kontakte zu Konfessionen und Religionen) in Deutschland mit konstruktiven Wortbeiträgen.

Bei allen guten Ideen und Anregungen sowie den vielfach betonten Chancen, die die Veränderungen mit sich bringen, bleiben das Gemeinschaftserleben, was Kirche ausmacht, die sakramentalen Riten usw. nur teilweise ersetzbar. Deshalb auch die Gebetsbitte zum Abschluss, dass baldmöglichst „Kirche normal“ stattfinden kann und die Chancen aus der „Coronakirche“ in die Kirchenentwicklung positiv nachwirken können.

Das MDR-Fernsehen Thüringenjournal berichtete von diesem Ökumenetag ( Kurzbericht ab Minute 7:15)